Steht der Mensch im Mittelpunkt oder ist er nur Mittel

Man hört immer wieder, dass bei der Führung der „Mensch“ in den Mittelpunkt gestellt werden muss, denn schliesslich dreht sich alles um den Menschen. Der Unternehmer ist ein Mensch, so auch die Führungskräfte, die Mitarbeiter, etc., bis zu den Kunden:

-Tatsache ist, dass bei jedem Unternehmen die Führungskraft einen bestimmten Zweck verfolgen muss. Das gilt für jegliche Organisationen, Non-Profit-Organisationen, Betriebe sowie Behörden.

 -Die Führungskraft ist dafür da, um sicherzustellen, dass der vorgegebene Zweck erfüllt wird. Daran wird sie auch gemessen, d.h. welchen Beitrag die Führungskraft und ihre Mitarbeiter zum Zweck erbracht haben.

-Wenn es darauf ankommt, ist das entscheidende Kriterium, ob das „Ziel“ erreicht ist. Keinen interessiert, ob die Mitarbeiter zufrieden gewesen sind oder bei der Arbeit sich wohl gefühlt und Spass gehabt haben.

"Museums Tag"


Auf den ersten Blick wird klar, dass zur Erreichung des Ziels die Zufriedenheit der Mitarbeiter keinen Selbstzweck darstellt, sondern ein Mittel. Theoretisch ist jeder austauschbar.

Auf den zweiten Blick muss man feststellen, dass diese Rechnung nicht aufgeht. In der Zeit der Individualisierung gewinnen weiche Faktoren immer mehr an Wichtigkeit. Ein Mitarbeiter hat z.B. eine Lohnsumme von CHF 80`000 pro Jahr, ein Spitzen-Mitarbeiter kann bei CHF 120`000 beginnen und CHF 180`000 übertreffen.


So sind wir

Wir Schweizer arbeiten für unser Leben gern. Offeriert man uns in einer Volksinitiative sechs statt vier Ferienwochen geschehen , wir erinnern uns, im Jahr 2012 lehnen dies zwei Drittel der Stimmenden ab. Dabei täte es uns gut, weniger zu arbeiten, das zeigen gleich mehrere Studien.

So haben Menschen, die 55 und mehr Stunden pro  Woche schuften, ein um 33 Prozent höheres Risiko, an einem Hirnschlag zu sterben, als solche, die weniger als 40 Stunden in der Woche arbeiten. Gleichzeitig nimmt die Häufigkeit von Herzanfällen um 13 Prozent zu. Und auch Diabetes tritt bei Vielbeschäftigten 30  Prozent öfter auf als  bei Normalbeschäftigten und verursacht entsprechend hohe Gesundheitskosten. Das Geld könnte sich die Gemeinschaft sparen wenn sie sich auf ein Wagnis einliesse: Die Vier-Tage-Arbeitswoche. Wer soll das denn bezahlen?, ruft der fleissige Schweizer jetzt reflexhaft aus. Keiner. Im Gegenteil: Experimente im Berufsalltag zeigen, dass die Produktivität der Mitarbeiter, die vier Tage arbeiten und drei ausruhen, höher ist, als wenn sie fünf Tage durcharbeiten zudem sind ausgeruhte Mitarbeiter im Umgang mit Kunden freundlicher.

So neu ist dieses Ergebnis allerdings nicht: Bereits im 19. Jahrhundert, als sich Gewerkschaften bildeten und die tägliche Arbeitszeit in den Fabriken erst auf zehn, dann auf acht Stunden drückten, stellte das Management zu seinem Erstaunen fest, dass sich die Produktion erhöhte, weil viel weniger kostspielige Fehler, Unfälle und krankheitsbedingte Fehlzeiten auftraten. Gearbeitet wurde damals übrigens an sechs Tagen ausser in England, wo auch der Samstagnachmittag frei war, damit sich die Arbeiter schon da und nicht erst am freien Sonntag ausfeierten und am Montag wieder nüchtern hinter der Werkbank standen. Es war eine Mühle in den USA, die im Jahr 1908 ihren mehrheitlich jüdischen Arbeitern den kompletten Samstag frei gab, damit diese den Sabbat begehen konnten. Flächendeckend wurde sie Fünftagewoche in den 1930ern während der Wirtschaftskriese eingeführt, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Auch den Schülern täte eine Viertagewoche gut: So zeigt eine US-Studie, dass sich die Leistungen in Mathematik und Spracheverbesserten, wenn Schüler einen zusätzlichen Tag in der Woche frei hatten. Dabei nahm die vermittelte Stoffmenge nicht ab weil die Lehrer durch einen richtigen Freitag motivierter waren.